Analysen

Ich überrasche meine Schüler, wenn ich Ihnen bei Gelegenheit erzähle, dass ich in den ersten zwanzig Jahren meines Golfunterrichts alles falsch gemacht habe. Sie denken dann, ich möchte nur meine frühen Bemühungen als Lehrer herab spielen. Ich sage ihnen das aber, um deutlich zu machen, wie außerordentlich schwierig Golf zu analysieren und zu unterrichten ist.

Bevor man es unterrichten kann, muss man es analysieren können. Es reicht nicht, einen neuen Schwung zu entwickeln und dann seinem Schüler zu sagen: "Machen Sie das mal nach!"

Wir müssen analysieren und unsere Lehre auf dem begründen, was unsere Analyse aufdeckt. Doch ich muss Sie warnen. Sie werden in die Irre geführt werden, wenn Ihre Analyse nicht tief und gründlich ist und auf breiter Erfahrung basiert. Das ist zudem eine Angelegenheit, die für jeden fortgeschrittenen Golfer von unmittelbarem Interesse ist. Es spielt dabei keine Rolle, ob er unterrichtet wird oder sich selbst unterrichtet.

Daher werde ich in diesem vorletzten Kapitel einige Beispiele für Paradoxa im Golf beschreiben, um zu zeigen, in welche Art von Fallen der Unvorsichtige in der Golfanalyse geraten kann.

Eine wichtige Frage, die sich viele Golfer stellen, ist: Warum treffe ich den Ball gelegentlich dünn?

Die übliche Antwort ist: "Ich treffe den Ball nicht richtig, weil ich meinen Blick vom Ball abwende, meinen Kopf anhebe, dadurch meine Schultern hochziehe und so meine Arme nach oben gezogen werden, was dazu führt, dass ich den Ball entweder dünn treffe oder ihn ganz verfehle."

Ich gebe zu, dass ich in meinen ersten zwanzig Jahren als Lehrer genauso gedacht habe. Doch mittlerweile weiß ich, dass diese Antwort falsch ist. Tatsächlich verfehlen sie den Ball nicht, weil sie kurz vor dem Treffmoment ihren Körper hochziehen, sondern weil sie ihren Körper sacken lassen.

Das mag zunächst verwirrend klingen; entscheidend ist, dass es einen Unterschied zwischen dem Hochziehen des Körpers und dem Aufwärtsstrecken des Körpers gibt. Das Aufwärtsstrecken des Körpers ist für eine der wichtigsten Empfindungen im Golf unerlässlich - das Gefühl, nach unten gestreckt durch den Ball hindurch zu schwingen. Und es ist wichtig zu beachten, dass dieses Gefühl umso wichtiger wird, je höher man den Ball spielen möchte. Je höher der Schlag, desto stärker ist das Gefühl des "nach unten gestreckt" Seins. Dies ist das Gegenteil von dem, was passiert, wenn man den Ball mit dem Schlägerkopf schaufelt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass viele Menschen erstaunt und fasziniert reagieren, wenn sie sehen, dass einige der großartigen Golfer im Treffmoment auf den Zehenspitzen stehen. Dies weiss man von einigen der größten Golfer, z.B. Vardon, Bobby Jones und Miss Joyce Wethered. Vor einiger Zeit zeigte mir Mme Lacoste ein Foto von ihrem Abschlag. Auf diesem Foto stand sie auf ihren Zehenspitzen, genau wie Miss Wethered. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen, die Frage zu untersuchen und zu verstehen. Als sie mich nach meiner Meinung zu ihrem Foto fragte, sagte ich, dass ich nichts Falsches daran fände.

"Aber schauen Sie", sagte sie, "ich stehe auf meinen Zehenspitzen."

"Ich weiß", antwortete ich, "aber ist das wirklich falsch?"

"Alle Experten, denen ich es bisher gezeigt habe, sagen, dass es falsch sei."

"Nun", sagte ich, "hier ist einer, der sagt, dass es nicht falsch ist. Ich rate Ihnen, dieses Bild und jede Idee, die es in Ihnen hervorgerufen hat, zu vergessen und den Schlag so zu spielen, wie Sie es bisher getan haben."

"Es scheint falsch zu sein."

"Es ist aber nicht falsch", sagte ich. "Schauen Sie! Ihr Kopf und Ihre Schultern sind wunderschön nach unten gerichtet und das ist alles, was Sie nach unten gerichtet haben müssen. Dann sehen Sie Ihre Streckung durch den Körper - sie ist wunderbar; sie ermöglicht Ihnen den Gebrauch Ihrer Handgelenke, der Ihnen, obwohl Sie so zierlich sind, so lange Schläge ermöglicht."

Ich betone in meiner Lehre, dass die erste Bewegung im Abschwung den linken Fuß fest und direkt zurück auf den Boden bringen soll. Wie passt dieses Auf-den-Zehen-Stehen dazu? Durch das Absetzen der linken Ferse auf den Boden erreichen wir ein verteiltes Gleichgewicht zwischen beiden Füßen. In dem Moment, in dem wir dieses Gleichgewicht vollständig erreichen, nähern wir uns dem Ballkontakt. Das Strecken des Körpers nach oben ist erforderlich, um die Handgelenke öffnen zu können. Es manifestiert sich als ein Auf-die-Zehenspitzen-Stellen. Man kann entweder sagen, dass das Auf-den-Zehenspitzen-Stehen eine Reaktion auf das Strecken des Körpers ist, oder dass das Öffnen der Handgelenke eine Reaktion auf das Auf-den-Zehenspitzen-Stehen ist. Doch egal, wie Sie es sehen möchten: Sie werden feststellen, dass ein prominenter Golfer im Moment des Treffmoments auf den Zehenspitzen steht.

Lassen Sie mich den Unterschied zwischen dem Hochziehen der Schultern und dem Strecken des Körpers durch die Füße und Beinen erklären. Um die Schultern anzuheben, müssen wir sie nur nach oben ziehen, doch das Strecken ist komplexer. Das Gefühl, dass sich die Arme beim Schlag nach unten durchstrecken, ist allen guten Golfern bekannt. Dies geschieht jedoch nicht von alleine, sondern wird durch die Aufwärtsstreckung des Körpers, aus den Füßen und Beinen heraus, unterstützt. Denn um gegen den nach unten ziehenden Schlägerkopf anzukämpfen, muss der Körper nach oben gestreckt werden. Dadurch entsteht das notwendige Widerlager in der Schulterregion. Auf diese Weise halten wir unsere Schultern stabil im Raum und verhindern ein Absacken des Oberkörpers. Wenn wir hingegen unsere Straffung und Streckung lockern und den Körper sacken lassen, verlieren wir beim Durchschwingen das Gefühl, uns nach unten zu strecken und dies kann zu einem getoppten Schlag führen.

Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen dem Hochziehen der Schultern und dem Obenhalten der Schultern. Beim Hochziehen der Schultern heben wir unsere Arme aus ihrer optimalen Position, während beim wir beim Obenhalten mit der Kraft unserer Beine der enormen Zugkraft des Schlägerkopfes entgegenwirken. Es kann sogar das Gefühl entstehen, dass wir uns aufrichten, obwohl wir tatsächlich nur auf den Zug des Schlägerkopfes reagieren.

Deshalb können Sie beim Studium von Filmen feststellen, dass trotz des Stehens auf den Zehenspitzen der Kopf und die Schultern nicht einmal um einen Bruchteil angehoben worden sind.

Wenn Sie dieses Bewegungsgefühl an sich selbst analysieren möchten, sollten Sie nicht mit Ihren langen Schlägern anfangen. Der Unterschied zwischen dem Gefühl des Anhebens des Körpers und dem Obenhalten der Schultern durch die Streckung ist subtil, so subtil, dass es in der Heftigkeit eines langen Schwungs leicht verloren geht. Sie werden es viel schneller mit einem Eisen erkennen.

Das Gefühl, das Sie suchen, ist kein grobes Gefühl. Wir fühlen, dass wir uns allmählich und ohne Eile mit unseren Beinen und Füßen vom Boden abdrücken und nach oben strecken - gegen die Zugkraft des Schlägerkopfes. Beim Golf geht es immer um Gegensätzlichkeiten. Wir befinden uns in jeder Phase unseres Schwungs in einem Gleichgewicht der Kräfte, sogar beim Wackler. Das Gefühl für den Schlägerkopfes wird nur dann wahrgenommen, wenn wir uns im Widerstand zu ihm befinden. Aufmerksame Schüler des Spiels werden bemerkt haben, dass der Körper absinkt, wenn der Schläger über den Kopf geschwungen wird, so dass der Kopf des Spielers im Scheitelpunkt des Schwungs unter Umständen einen Zoll näher am Ball ist; der Spieler widersteht und behält so das Gefühl des Schlägerkopfes.

Am unteren Ende des Schwungs kehren sich die Kräfte und Positionen um. Der Körper geht nach unten, wenn der Schlägerkopf oben ist und nach oben, wenn der Schlägerkopf nach unten kommt - wieder im Gegensatz zueinander. Diese Auf- und Abwärtsbewegungen machen wir nicht bewusst. Es sind automatische Anpassungen des Gleichgewichts in entgegengesetzten Richtungen.

Um zur nach oben gerichteten Straffung zurückzukehren: Einige von Ihnen haben vielleicht in einer ausführlicheren Beschreibung des Schwungs gelesen, dass Sie 'die linke Seite strecken' sollen. Das ist meiner Meinung nach keine gute Lehre. Es führt zu einer unausgewogenen Streckung. Eine ihrer direktesten Auswirkungen ist das Eintauchen der rechten Schulter. Wir müssen uns durch das Zentrum unseres Gleichgewichts nach oben strecken, die rechte Seite genauso wie linke, das rechte Bein genauso wie das linke, die rechte Schulter genauso wie die linke.

Die eintauchende rechte Schulter ist fatal, weil sie verhindert, dass Sie durch den Ball schwingen können - Sie werden blockieren, sobald Sie druch den Treffpunkt mit dem Ball hindurch sind. Die rechte Schulter muss sich so anfühlen, als ob sie gegen die Rückseite des Balls geht, weder darunter noch darüber. Dieses Eintauchen ist ein Fehler der rechten Hüfte und der rechten Schulter. Eines ist das Pendant des anderen. Wenn wir einen Spieler mit seinem Schläger und seinen Händen um sein linkes Bein gewickelt sehen, wissen wir, dass seine rechte Seite auf dem Weg nach unten kollabiert ist und dass dadurch sein Durchschwung blockiert wurde.

Lassen Sie uns genauer auf das Verhalten der rechten Schulter eingehen. Ich möchte, dass Sie sich Ihrer rechten Schulter viel bewusster sind als Ihrer linken. Wenn meine linke Ferse und mein linkes Bein sich nach vorne bewegen, habe ich das Gefühl, dass meine rechte Schulter zurückgeht. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass sie im Verhältnis zu den Hüften wahrscheinlich unverändert bleibt. Wir fühlen, dass wir die rechte Schulter zurückschieben, obwohl wir sie tatsächlich eher zurückhalten - das ist eben die grundlegende Schwierigkeit bei der Analyse von Golfgefühlen; wir verwechseln Widerstand mit Bewegung.

young swing Der Schwung, George, 17 Jahre alt

Offensichtlich ein sehr junger Schwung, nicht fehlerfrei, aber im Wesentlichen gut.

  1. Ein weiter Schwung. Linker Arm gerade, linke Handgelenk vollständig nach hinten gekippt. Die Schultern sind immer noch vom Ball weggedreht, während die Hüften sich ihm zuwenden und dadurch Körperspannung erzeugen.
  2. Das linke Bein hat sich gestreckt, aber die Handgelenke sind immer noch abgekippt.
  3. Die Schultern sind jetzt parallel zur Fluglinie. Auf den Zehenspitzen, sich durch den Körper nach oben streckend, damit die Handgelenke nach unten aufschnellen.
  4. Linker Fuß zurück zum Boden. Kopf immer noch unten. Rechter Arm gerade ... Ellbogen noch zusammengehalten. In der Sequenz sind die Hände und folglich der Schlägerkopf noch unten.

Fehler:

  1. In Position 2 und 3 ist das rechte Bein zu steif.
  2. Anstatt mit dem linken Auge zu "linsen", schaut er den Ball mit dem rechten Auge an.

Lassen Sie mich hier noch einmal betonen, warum ich das Wort "entgegenwirken" dem Wort "widersetzen" vorziehe. "Widersetzen" suggeriert etwas Statisches, während "entgegenwirken" Widerstand in Bewegung suggeriert und auch eine Richtung vorgibt. Wenn man scih einem Zug widersetzt, steht man still und widersetzt sich dem Gewicht. Wenn man einem Zug entgegenwirkt, hält man durch einen Zug in entgegengesetzter Richtung dagegen. Genau das tun wir beim Golfschwung.

Ein Junge mit einer Steinschleuder ist ein gutes Beispiel für das Entgegenwirken. Er zieht entgegengesetzt der Richtung, in der er den Schuss abgeben will. Wir müssen unsere Körper strecken - nach oben. Je mehr wir uns nach oben strecken, desto mehr können wir uns nach unten gestreckt fühlen. Dieses Gefühl ist es, das ich für Sie - mehr als alles andere - erreichen möchte.

Ich denke, dass viele beinah gute Spieler wirklich gute Spieler werden könnten, wenn sie lernen würden, ihre Hüften richtig zu kontrollieren. Wie ich zuvor erwähnt habe, kann es geschehen, dass man kurz nach dem Ball blockiert wird, wenn man die Hüften in Zielrichtung gleiten lässt. Dies verhindert effektiv jede Chance ein Follow-Through aus- und um die linke Seite herum zu führen.

Wenn Sie Ihre Hüften auf die von mir beschriebene Weise straffen, werden Sie sie als Teil eines Ganzen empfinden und nicht als Unterbrechung in diesem Ganzen. Wenn wir die Hüften und Taille als Unterbrechung empfinden, machen wir Fehler. Das Beugen in der Taille muss aufgrund der Beweglichkeit der Taille erfolgen und nicht auf eine verrenkende Bewegung in den Hüftgelenken. Natürlich sind die Hüftgelenke an der Drehung beteiligt, aber die Bewegung muss durch die Straffung kontrolliert werden. Sie müssen beteiligt sein, aber sie dürfen dabei nicht herumschlackern.

Die Stützen und Straffungen in der Schwungbewegung, vom den Füssen auf dem Boden über den Körper bis hin zu den Armen und Händen, vereinen sich zu einem Gefühl. Das Gefühl, dass wir unseren Schläger mit einer weiten Bewegung durch den Ball, durch und um die linke Seite herum, schwingen. Die kontrollierte Manipulation der Hüften ermöglicht dieses Gefühl. Aber wenn die Hüften ausgekoppelt sind, wird der gesamte Rahmen und das Gefüge des Gefühls gestört.

Nun sind wir am Ende angelangt! Das waren einige Überlegungen, die sich ergeben, wenn wir versuchen, den grundlegenden und fatalen Fehler des Anhebens der Schultern zu analysieren. Ich hoffe, Sie sehen, dass eine genaue Analyse erforderlich ist, bevor wir eine wirkliche Korrektur erreichen können.