Der Allwissende

Es ist immer amüsant zu sehen ist die Art und Weise, wie Golf sich im Charakter eines Mannes ausdrückt, der meint, alles darüber zu wissen und dass er erleuchtet sei: der allwissende Verrückte. Im Golf gibt es mehr Verrückte als in jedem anderen Sport und sie haben auch mehr Spaß!

Sehen Sie, der Golfschwung ist für die meisten Menschen eine unbekannte Gleichung, so dass jeder Kerl mit einem Talent zum Reden und zwanzigjähriger Erfahrung beim Verziehen und Unterschneiden von Bällen so tun kann, als wüsste er, wovon er spricht, wenn er aus dem Nähkästchen plaudert. In fast jedem Verein gibt es fünf oder sechs dieser schrägen Vögel. Wenn sie zusammenkommen, fliegen die Federn! Ein Merkmal der Mitglieder dieses Clans ist, dass sie völlig unempfänglich für jede Idee und Theorie außer ihrer eigenen sind.

Ich erinnere mich an drei dieser Spieler mit einem (sympathischen) Handicap von etwa 3, die in unserem Klub eine heftige Auseinandersetzung über das fruchtbare Thema des geschlossenen Schlägerblatts hatten. Zu ihrer eigenen Zufriedenheit bewiesen sie, dass ein oder zwei Vorschläge, die Aubrey und ich gemacht hatten, Unsinn waren. Sie nahmen Aubrey mit zu einem Spiel zu viert und gaben ihm einen Vorsprung. Er schlug ihren besten Ball mit 4 und 3.

Sie waren so in ihr eigenes Spiel und ihre eigenen Theorien vertieft, dass sie nicht bemerkten, dass er mit einer 64 acht unter Par gespielt hatte. Trotzdem erklärten sie uns, als sie zurückkamen, immer noch, wie man den Schläger zurücknimmt, etc.. Aubrey hatte sie gerade geschlagen, aber es kam ihnen nicht in den Sinn, dass er mehr über Golf wußte als sie.

Wir Profis wissen ziemlich viel über das Spiel. Wenn wir uns in unseren Methoden unterscheiden, liegt das daran, dass die Methode nicht das ultimative Ziel im Golf ist. Methoden (wie Moden) ändern sich immer wieder. Einen Ansatz hat ein Profi fast immer, der dem Verrückten fast immer fehlt. Es ist eine ausgewogene körperlich-geistige Vorstellung davon, wie man das Spiel angehen sollte, um über die 18 Löcher einer Runde, über vier Runden in Folge oder, bei Bedarf auch über zwölf Runden, Par zu spielen.

Diese Verrückten verbringen den größten Teil ihres Lebens nicht damit, den Ball zu schlagen, sondern herauszufinden, wie man ihn schlagen sollte. Sie werden Ihnen sagen, dass sie Realisten sind, aber tatsächlich sind sie die visionärsten Idealisten der Welt! Ihre Welt ist völlig fern der Realität.

Es gab eine Zeit, in der ich viel mit einem sehr reichen älteren Herrn spielte. Er war ungefähr sechzig und hatte in seiner Jugendzeit Polo auf höchstem Niveau gespielt. Er hatte ein Handicap von 3 und konnte nicht gegen mich gewinnen. An einem Boxing Day (dem Tag nach Weihnachten) besiegte er mich dann einmal. Anschließend sah ich ihn einige Jahre nicht (Jahre, nicht Tage). Ich vergaß den Vorfall und beinahe auch ihn. Dann kam er eines Tages vorbei, um mich zu bitten, ein Spiel mit ihm an einem Tag meiner Wahl zu arrangieren. Ich war jedoch gerade unterwegs.

Nachdem mein Assistent mich benachrichtigt hatte, sagte er: "Du siehst überrascht aus!"

"Ja, es ist eigenartig", sagte ich. "Ich habe ihn jahrelang nicht gesehen."

Mein Assistent grinste. "Genau das ist es", sagte er. "Die Geschichte, wie er dich geschlagen hat, wird langweilig, deshalb will er sie aufbessern!" Sie mögen es glauben oder nicht, das war tatsächlich seine Idee. Ich sorgte dafür, ihn so früh wie möglich zu schlagen. Dies gelang mir am 13. Loch. Auf dem Rückweg tröstete er sich damit, mir zu sagen, dass er, wenn er das Spiel früher begonnen hätte, eine Meisterschaft gewonnen hätte. Wer weiß, vielleicht wäre das so gewesen!

In St. Cloud hatte ich zeitweise drei der besten Spieler unter mir, die jemals zusammen in einem Club beschäftigt waren. Es waren Charles Mignin, mit einem mächtigen Abschlag, ein Plus-2-Spieler André Chintron (französischer Meister) und natürlich mein Bruder Aubrey.

Eines Tages kam ein Amerikaner zu uns und wollte gegen mich spielen. Da ich beschäftigt war, wurde ihm gesagt, dass er gegen meinen Assistenten spielen könne. Er stimmte zu und traf auf Charles, der mit einer 69 abschloss. Der Amerikaner war beeindruckt von Charles Können, aber er wollte dennoch gerne gegen mich spielen.

Also kam er am nächsten Tag wieder. Er hatte immer noch kein Glück und stimmte schließlich einem Spiel gegen André zu, der eine 67 spielte. Der Amerikaner war überrascht, wie gut die Assistenten waren, und fragte: "Wenn das die Assistenten sind, wie gut muss dann der Chef sein? Braucht er überhaupt noch Schläge?" Leider bekam er nicht die Möglichkeit, das zu überprüfen.

An einem anderen Tag tauchte ein besonders bekannter Spieler in St. Cloud auf und wollte eine Runde mit 'dem Jungen, der die 61 gemacht hat' spielen. Alles, woran er sich neben dem Ergebnis erinnern konnte, war 'Aubrey, St. Cloud'. Aubrey war zufällig nicht da, daher fiel es mir zu, ihn auf die Runde mitzunehmen.

Ich spielte eine bemerkenswert gute Runde, konnte ihn aber nicht davon überzeugen, dass ich nicht Aubrey war. Alles schien gut zu laufen, bis er darauf bestand, dass ich mit ihm in Paris zu Abend esse. Ich begleitete ihn voller Sorge und leider bestätigten sich meine Befürchtungen!

Kaum saßen wir in einem der besten Restaurants in Paris, als einer unserer Clubmitglieder mich entdeckte. Er begrüßte uns mit dem typischen Pariser Gruß "Qu'est-ce que tu fais?" und kam auf mich zu. Auf Französisch, das mein Begleiter nicht verstand, antwortete ich: "Ich bin ein Doppelgänger." Er fragte mich, für wen ich mich ausgeben würde, und ich antwortete: "Aubrey."

"Nom de Dieu!" rief er aus. "Wer hält dich für Aubrey?" Ich nickte in Richtung meines Begleiters. Bei ihm angekommen, klopfte das Clubmitglied ihm auf die Schulter und rief auf Englisch laut aus: "Ich erhebe mein Glas auf den besten Golfer in Frankreich, Aubrey Boomer." Der ganze Raum stimmte mit ein und rief nach einer Rede. Ich konnte nicht anders, als auf Französisch zu antworten. Obwohl die meiste Zeit der Rede auf Kosten meines arglosen Begleiters ging, hatte er anscheinend mehr Spaß an der Situation als ich!

Aber um den golfverrückten Profi in seinem Element zu sehen, muss man ihm beim Designen eines Golfplatzes zusehen! Ich habe das während meiner Zeit in Frankreich und Argentinien oft getan. Es ist eine große Herausforderung, besonders wenn der Golfplatz von einem Green Komittee geführt wird, das nicht viel Ahnung hat und nie einer Meinung ist.

Ich erinnere mich an eine solche Erfahrung. Uns wurde geraten, uns nicht mit einem älteren Herrn anzulegen, der zufällig der Kapitän des Clubs war und sich sehr verantwortlich fühlte. Eines Tages planten wir, den fünften Abschlag so nahe wie möglich an eine große Eiche zu legen, um ihn zu schützen.

In diesem Moment kam der Kapitän zu uns. Er dachte, wir planten das vierte Grün (das wir bereits etwa dreißig Meter entfernt gelegt hatten) und begann uns genau zu sagen, wo und wie die Bunker angeordnet werden sollten. Nachdem er fertig war, ging er zufrieden davon.

Wir sahen ihn erst achtzehn Monate später am Eröffnungstag wieder. Mein Bruder und ich spielten gegen die beiden besten Spieler des Clubs. Unser Freund, der Kapitän, war auch unter den Zuschauern.

Als wir das vierte Grün erreichten, schlich er sich zu mir. "Ich erinnere mich nicht an diesen Baum", sagte er und zeigte auf eine große Buche etwa zwanzig Meter hinter dem Grün.

"Das ist nur eine Täuschung", erklärte ich. "Manche Leuten sind beim Golf abergläubisch. Sie wollen keine Eiche in der Nähe eines Grüns haben und keine Buche nahe an einem Abschlag. Um sie zufriedenzustellen, haben wir einfach diese beiden Bäume vertauscht." Ich deutete auf die Eiche mit dem fünften Abschlag daneben.

"Ja! Ja!" sagte er. "Ganz richtig – und sehr nett von Ihnen, sicherlich."

Da die Eiche mindestens dreihundert und die Buche sechzig oder achtzig Jahre alt war, bewies die Art, wie er das akzeptierte (wenn es überhaupt etwas bewies), dass zumindest einige Leute eine sehr hohe Meinung von den Fähigkeiten eines Golfprofis haben!

Leider müssen wir uns häufig mit dem Langweiler im Golfsport beschäftigen. In einem weltbekannten englischen Club gab es ein Mitglied, das als einer der größten und angesehensten galt. Auf dem Golfplatz zeigte er keine herausragenden Leistungen, aber im Clubhaus übernahm er gerne die Rolle des Experten und erklärte genau, wie jeder Schlag gespielt werden sollte. Auch wies er penibel darauf hin, was seine Mitspieler und Gegner falsch gemacht hatten. In der Theorie schien er allwissend zu sein und die anderen Mitglieder waren vielleicht sogar stolz darauf, sein Wissen zu erhalten.

Eines Tages beschlossen sie jedoch, dieses Wissen weiterzuverbreiten. Zur Freude und Überraschung des Allwissenden erschien im Leseraum des Clubs ein wunderschön gebundenes Buch mit dem Titel 'Alles, was ich über Golf weiß' und seinem Namen als Autor.

Zur Freude und Überraschung, sagte ich? Sicherlich war er begeistert von der schönen Titelseite (sein Name sah großartig aus!), der kurzen und fast schon übertriebenen Einleitung eines Amateurmeisters und dem Vorwort eines berühmten Golfjournalisten.

Die Überraschung kam im Hauptteil des Buches, wo Alles-was-er-über-Golf-wusste auf zweihundertsechsundvierzig völlig leeren Seiten dargelegt wurde!