Über das Unterrichten

Bevor wir mit dem nächsten Kapitel, dem ersten Kapitel über die praktischen Aspekte, fortfahren, möchte ich einige Bemerkungen über das Lernen und das Unterrichten des Golfspiels anmerken. Aufgrund meiner 45-jährigen Erfahrung mit Golf und 30-jährigen Lehrtätigkeit bin ich mit diesen Themen sehr gut vertraut.

Meiner Meinung nach hat das Lernen im Golfspiel fast nichts mit dem Lernen in der Schule zu tun. Es ist ein völlig anderer Prozess. Das Auswendiglernen der Hauptstädte Europas, lateinischen Deklinationen oder Fachwissen in Chemie oder Mathematik sind intellektuelle Leistungen, die ausschließlich vom Gedächtnis abhängen. Um jedoch einen guten und konstanten Golfschwung zu erlernen, ist ein Gedächtnis für den Bewegungsablauf erforderlich.

Man muss nicht die technischen oder mathematischen Details eines guten Schwungs auswendig kennen, sondern vor allem das Gefühl dafür entwickeln. Sobald man das Gefühl für eine guten Schlag mit jeder Muskelfaser verinnerlicht hat, kann man den Schlag auch ausführen - und wird, wie ich es nenne, zum 'Reflexgolfer'. Dies bedeutet, dass der gute Schwung zu einem Reflex oder einer automatischen Reaktion auf den Anblick des Balles wird.

Aber bitte vergessen Sie nicht, dass dieses Golfgedächtnis für eine Kette von Bewegungsabläufen steht, für ineinander übergreifende Bewegungen. Jede Empfindung muss mit den davor und den danach folgenden Empfindungen verbunden sein, sie kann nicht isoliert gesehen werden. Tatsächlich können sie nicht einmal unabhängig voneinander empfunden werden. Um es anschaulich zu erklären: Sie können den Scheitelpunkt Ihres Schwungs nicht als solchen wahrnehmen; Sie spüren lediglich eine Empfindung zwischen den Sensationen des Rückschwungs und denen des Abschwungs.

Daher sollte man im Golf niemals sagen: "Ich habe es!", wenn man meint, ein Geheimnis des Schwungs entdeckt zu haben, das einem bisher entgangen ist - es sei denn, man hat etwas gefunden, das in den eigenen Wahrnehmungszyklus passt, oder wie wir es nennen: zu den Kontrollen. Denn wenn es nicht passt, kann es kein zuverlässiger Bestandteil Ihres Spiels werden. Warum nenne ich dieses Bewegungsgefühl Kontrollen? Einfach, weil ich möchte, dass Sie Ihr Golfspiel durch diese Wahrnehmungen kontrollieren und nicht durch Gedanken.

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum Ihr Gedächtnis für einen Golfschwung ein Gedächtnis für eine Abfolge von Bewegungen und nicht für einzelne Bewegungen sein muss. Ein Jongleur muss sehr geschickt sein, um gleichzeitig mit sechs Bällen jonglieren zu können. Aber wenn die sechs Bälle an einer Schnur aufgereiht wären, könnten die meisten von uns diese Aufgabe bewältigen. Das Lernen der Elemente im Zusammenhang (anstatt von isolierten Elementen) fädelt sie für uns auf diese Weise auf.

Für einen Moment möchte ich vom Lernen auf den Unterricht zu sprechen kommen. Oft ist der Golfunterricht vollkommen negativ. Eine rein negative Lehre kann jedoch keinen positiven Wert haben. Warum sage ich, dass der Unterricht negativ ist? Wir alle können Millionen von Fehlern im Spiel des anderen finden. Wir alle beginnen damit, Golf zu unterrichten, indem wir diese Fehler aufspüren und 'heilen'. Ich habe das auch 25 Jahre lang so gemacht. Inzwischen habe ich jedoch herausgefunden, dass der richtige Weg, einen Schüler dazu zu bringen, den Ball zufriedenstellend zu treffen, darin besteht, auf etwaige vorhandene natürliche Fähigkeiten zu achten und den Schwung um diese herum aufzubauen.

Wir alle schlagen gelegentlich einen guten Ball. Bei einem Anfänger ist dies meist Zufall. Aber ein guter Lehrer wird einen solchen Schwung nutzen, indem er ihn in seinem Geist fotografiert und dann daran arbeitet, Kontrollen um die Eigenschaften herum aufzubauen, die den Schwung ermöglicht haben. Auf diese Weise kann der Anfänger seine natürliche Begabungen bewahren. Er wird Vertrauen in seine Fähigkeiten gewinnen und sein Spiel genießen und verbessern.

Wenn der Lehrer ihm jedoch Dutzende von Fehlern in seinem Schwung aufzeigt, wird er verwirrt und frustriert sein. Deshalb sage ich einem Schüler seine Fehler nicht, sondern führe die notwendigen Korrekturen durch (positive Lehre). Ich sage einem Schüler nicht, dass er den Schwung überdreht oder seinen linken Arm beugt, sondern erkläre ihm stattdessen Weite. Ich gebe ihm also positive Vorstellungen. Indem er daran arbeitet, heilt er seine Fehler, ohne sich überhaupt bewusst zu sein, dass er welche hatte.

Es gibt noch einen weiteren Punkt bezüglich des Unterrichtens, den ich betonen möchte. Sie werden feststellen, dass ich in dieser Arbeit nicht versucht habe, eine Reihe von Kontrollen festzulegen und es dabei zu belassen. Ich habe vielmehr versucht, dieselben Dinge auf verschiedene Arten zu erklären. Falls Sie also auf Wiederholungen stoßen, betrachten Sie dies bitte nicht als Nachlässigkeit! Alle guten Lehrer müssen die Korrekturen ständig wiederholen, jedoch nicht immer in denselben Worten oder Zusammenhängen. Ich möchte Ihnen eine klare Vorstellung von den Kontrollen geben, die Ihnen helfen soll, einen effektiven Schwung zu formen.

Es ist mir egal, ob ich dasselbe auf auf ein Dutzend verschiedene Arten sagen muss, solange eine der Varianten bei Ihnen ankommt. Ich hoffe, es stört Sie auch nicht. Sie können auch aus den anderen elf etwas Neues zu lernen.

Ich habe Golf auf eine mühsame Art gelernt - durch Versuch und Irrtum. Ich möchte Sie vor dieser Methode bewahren und Ihnen stattdessen eine systematische und effektive Lernmethode anbieten, die unabhängig von Ihrem Alter oder Handicap ist. Wenn Sie meine Methode annehmen, brauchen Sie nicht viel Übung auf dem Golfplatz, um sich zu verbessern. Sie können die Prinzipien auch vertiefen, während Sie in Ihrem Sessel sitzen oder nützliche Übungen auf dem Kaminvorleger machen - wo Sie keinen Schläger benötigen, um Ihren Bewegungsablauf zu spüren.

Sie müssen lernen, die Empfindungen mit Ihrem Verstand zu erfassen und sie dann wieder zu vergessen. Für den Bewegungsablauf nutzen Sie Ihr Gedächtnis. Wie lange dauert es, um auf diese Art Golf zu lernen? Nun, nach fünfundvierzig Jahren lerne ich immer noch dazu! Ich habe Schüler gehabt, die den Ball nach nur vier Unterrichtsstunden sehr gut trafen, und andere, die ein Jahr oder mehr gebraucht haben, um einigermaßen gut zu spielen. Aber oft gleicht sich die Dinge mit der Zeit aus.

Golf ist ein seltsames Spiel - leicht zu verstehen, aber relativ schwer umzusetzen. Es gibt viel Dunkelheit in den frühen Stadien. Erst nach ein paar Jahren Spielpraxis kommen wir wirklich ans volle Tageslicht und können dann unsere eigenen Möglichkeiten einschätzen.

Frühe Schwierigkeiten werden oft durch das Alter oder die körperliche Kondition betont. Während ich dies schrieb, hatte ich gerade mit zwei jungen Damen begonnen - einer sechzehnjährigen Schülerin, die etwa siebzig Kilo wog und einer anderen, Anfang Zwanzig, die nur die Hälfte wog. Abgesehen vom Gewicht ihrer Schläger sind die Bedingungen für beide gleich, doch offensichtlich werden sie ihre Probleme sehr unterschiedlich lösen. Wir alle haben unsere körperlichen Eigenheiten in Bezug auf die Anordnung der Knochen und die Entwicklung der Muskulatur. Aber ich habe durch langjährige Erfahrung festgestellt, dass sich diese Unterschiede in der Regel ausgleichen.

Ich habe viele begabte und frühreife Anfänger scheitern sehen, einfach weil sie nicht die harte Arbeit investierten, die im Grundstadium unerlässlich ist. Erst wenn das Grundstadium erfolgreich war, kann das Golfgenie zum Vorschein kommen. Auf der anderen Seite erinnere ich mich an eine Schülerin, die sehr früh angefangen hatte. Sie konnte manchmal kaum den Ball vom Boden bekommen. Mit 18 Jahren war sie jedoch scratch und französische Meisterin.

Und wie ich bereits erwähnt habe, unterrichtete ich auch eine 40-jährige Dame. Obwohl sie kein besonderes Talent hatte, arbeitete sie hart. Zehn Jahre später schlug sie sogar Mme Lacoste bei den French Open.

Also verzweifeln Sie nicht, wenn Sie versuchen, Golf zu lernen oder Ihr Golfspiel zu verbessern und dabei auf die Ergebnisse warten müssen. Möglicherweise haben Sie versucht, zu viele Dinge auf einmal zu lernen (wie das Jonglieren mit zu vielen Bällen). Wenn Sie dann noch einen Ball hinzunehmen, bricht Ihr gesamtes Spiel zusammen.

Wir werden die Dinge, die Sie lernen müssen, vereinfachen, indem wir sie zu Empfindungskreisläufen zusammenfügen, da sie dann einfacher zu merken und zu ergänzen sind. Wenn Sie auf diese Weise arbeiten, wird Ihr Golfspiel vorankommen. Sie werden immer noch (das ist menschlich) Phasen haben, in denen Sie schlecht spielen. Aber jede schlechte Phase wird tendenziell weniger schlecht sein und jede gute Phase wird tendenziell besser sein, weil Sie Ihr Spiel nach und nach aufbauen.

Das Fundament, auf dem es aufgebaut werden muss, ist das Gefühl für den Schwung. Deshalb gebe ich Ihnen in meinem ersten praktischen Kapitel eine Darstellung des gesamten Schwungs - so wie ich es in den ersten Unterrichtsstunden in meiner Schule mache. Die anschliessenden Kapitel sind, was ein Musiker 'Variationen zum Thema!' nennen würde; daher möglicherweise sich scheinbar wiederholend.

Da ich glaube, dass alle Golfschläge mit denselben Kontrollen ausgeführt werden sollten, werden Sie im Kapitel über das Putten nichts wesentlich anderes finden als im Kapitel über den vollen Schwung. Möglicherweise lernen Sie jedoch im Kapitel über das Putten eine Kontrolle für Ihren Abschlag. Dies hängt von Ihrer Veranlagung ab und davon, was Sie von dem, was ich geschrieben habe, lernen.

Vor einigen Jahren habe ich einem Schüler während einer Unterrichtsstunde gesagt: "Ich schwinge beim Abschlag genauso wie beim Putten". Drei Jahre später sagte er zu mir: "Sie haben mir einmal gesagt, dass Sie beim Abschlag genauso spielen wie beim Putten - was Sie meinten, war, dass Sie beim Putten genauso spielen wie beim Abschlag". Ich beließ ihn bei seiner eigenen Version! Das Wichtige war, dass wir die beiden Aspekte in seinem Geist miteinander verbunden hatten und entsprechende Kontrollen gefunden hatten. Das bewies auch, dass mein System lehrbar ist und bei anderen angewandt werden kann. Ich habe dies seitdem oft genug bestätigt gesehen.

Zum Ende dieses Kapitels möchte ich erneut betonen, wie wichtig es ist, das Lernen positiv zu gestalten. Gehen Sie nicht hinaus, um herauszufinden, was an Ihrem Schwung falsch ist. Gehen Sie hinaus, um ihn zu verbessern. Sie werden keinen Nachteil davon haben, mit einer wirklich großen Idee zu beginnen - dem Lernen (oder erneuten Erlernen) des Golfschwungs beim ersten Versuch. Wenn das Ihr Ziel ist, verlieren Sie sich nicht in Theorien; stellen Sie sich hin und geben Sie dem Ball ordentlich einen mit - das ist ohnehin das Beste am Golfspiel.