Golf liegt in der Familie Boomer im Blut. Mein Vater war ein Dorfschullehrer auf Jersey. Als Pädagoge war er seiner Zeit weit voraus. Er sah keinen Sinn darin, einen Jungen zu zwingen, Fächer zu lernen, die er offensichtlich nicht aufnehmen konnte - und von denen er ohnehin keinen Nutzen hatte. Stattdessen half er seinen Schülern, ihre Talente und natürlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Seine Schule produzierte, soweit ich weiß, nie einen Senior Wrangler und sie stand vielleicht nicht allzu gut da, wenn der Inspektor vorbeikam.
Aber sie hatte den bemerkenswerten Rekord, in einer Generation fünf Golfer von internationalem Rang hervorzubringen. Ich vermute, dass das ein Weltrekord für eine Dorfschule ist, der wahrscheinlich nie gebrochen werden wird. Wenn ein Denkmal für die Hingabe meines Vaters zum Spiel notwendig wäre, wären die Aufzeichnungen der großen Golfspieler der Kanalinseln, die seine Schüler gewesen waren, bereits ausreichend - der unvergleichliche Harry Vardon und seine Brüder Tom und Alfred, die drei Gaudins, Renouf und Ted Ray.
Harry Vardon schrieb in der Geschichte seines Lebens folgendes: "Natürlich gingen wir alle zur Dorfschule, aber ich fürchte, aus allem, woran ich mich erinnern kann und was man mir erzählt hat, hatte das Wissen in jenen Tagen wenig Anziehungskraft für mich. Ich weiß, dass ich oft geschwänzt habe, manchmal sogar drei Wochen hintereinander. Folglich konnte mein alter Lehrer Mr. Boomer damals keinen besonderen Grund haben, stolz auf mich zu sein.
Doch das scheint sich seitdem geändert zu haben. Er freut sich dieser Tagen auf keinen Urlaub mehr, als extra aus Jersey zu kommen, um mich bei der Open Championship spielen zu sehen. Das tut er immer, wenn das Turnier in Sandwich stattfindet. Als ich die Meisterschaft auf diesem Kurs gewann, war er so nervös und aufgeregt über meine Aussicht auf Erfolg, dass er nicht in der Lage war, mir zuzusehen. Die meiste Zeit während meiner vier Runden saß er voller Unruhe am Strand."
Übrigens trat mein Vater im Alter von sechzig Jahren aus dem Schuldienst aus, kam zu mir nach St. Cloud und wurde professioneller Golfer. Mein Bruder Aubrey wurde mit siebzehn Jahren Profi und mein Sohn George - dessen Schulbildung durch die europäischen Umwälzungen verkürzt wurde - begann im Alter von sechzehn Jahren seine Karriere.
Zu mir selbst: Ich sollte als Lehrer in die Fußstapfen meines Vaters treten, aber es kam anders: Ich ging ihm stattdessen als Golfprofi voraus. Nach wenigen Jahren des Unterrichtens an einer Schule beschloss ich, dass meine Talente woanders lagen. Da ich zu dieser Zeit ein ziemlich guter Amateur war, gelang es mir, einen Job als 8. Assistent im Queen's Park in Bournemouth zu bekommen.
Ich war damals 22 Jahre alt. Nach einer kurzen Zeit in Bournemouth wechselte ich nach Barton-on-Sea und von dort 1913 nach St. Cloud. Meine langer Aufenthalt in St. Cloud wurde durch den Ersten (in dem ich im Royal Naval Air Service diente) und erneut durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. In St. Cloud entwickelte ich meine Ideen über das Spiel und sammelte Erfahrungen als Lehrer. Obwohl ich nie die körperliche Fitness für den harten Wettkampf im Golf hatte, habe ich drei internationale offene Meisterschaften gewonnen: die Belgische 1923, die Schweizer 1924 und die Holländische 1927.
Mein Bruder Aubrey ist 13 Jahre jünger als ich. Mit 17 Jahren kam er zu mir nach St. Cloud. Er hatte am Victoria College bereits hervorragende athletische Leistungen gezeigt. Kurz darauf trat auch er dem Royal Naval Air Service bei.
Wir kehrten Anfang 1919 beide nach St. Cloud zurück. In unserem ersten gemeinsamen Vierball-Match spielten wir bei den Inter-Alliierten Spielen gegen die beiden besten Amerikaner. Die Amerikaner gewannen das Turnier, aber Aubrey und ich spielten unser Match unentschieden.
Aubreys bisher bestes Ergebnis bei den British Open ist der zweite Platz hinter Bobby Jones in St. Andrews. Zudem hält er den Rekord für die French Open, die er bereits fünfmal gewinnen konnte. Auch die Belgische und die Holländische Meisterschaft konnte er mehrfach für sich entscheiden, einmal die Italienische.
Seine Erfolge bei Turnieren wie dem Daily Mail-Turnier, dem Glasgow Evening Herald Turnier in Gleneagles und der Roehampton Show ermöglichten es Aubrey, sich für drei Begegnungen mit der britischen Mannschaft gegen die Amerikaner zu qualifizieren, davon zwei im Ryder Cup. Besonders bemerkenswert ist auch der Weltrekord für eine einzelne Runde, den Aubrey bei einem französischen P.G.A.-Turnier in St. Cloud gegen das amerikanische Ryder Cup-Team aufstellte. Mit 61 Schlägen wurde er am Ende Zweiter, nur knapp hinter dem Sieger Horton Smith.
Aubrey hält zahlreiche Platzrekorde, doch einer davon ist besonders kurios: Obwohl er nur einen Kilometer von Harry Vardon Geburtshaus entfernt geboren wurde, hat er nie einen Schlag auf dem Platz gespielt, auf dem der legendäre Golfer seine ersten Versuche unternahm. Unsere Familie lebte damals in Grouville im Osten der Insel. Bevor Aubrey Golfspielen lernte, zogen wir ans andere Ende der Insel, wo unser Vater mit der Unterstützung der Familie und seiner Freunde den Le Moye Golfplatz aufbaute. Das Anlegen der Grüns in diesem wundervollen natürlichen Terrain war meine erste Erfahrung in der Golfarchitektur.
Aubrey und ich bereisten zusammen Argentinien und waren die ersten professionellen Golfer, die dort gastierten. Wir waren auch die ersten, die gegen den dynamischen Golfer José Jurado spielten. Ich bin der Überzeugung, dass Aubreys Sieg bei diesem Turnier unter schwierigen und ungewohnten Bedingungen gegen starke Konkurrenz zu seinen besten Leistungen zählt.
Vor einigen Jahren spielte ich in einem Vierball-Match mit George (Theory) Duncan, meinem Bruder Aubrey und Mr. E. Esmond. Als wir über einen Schlag diskutierten, den Aubrey gerade gespielt hatte, bemerkte Mr. Esmond zu George: "Sie wissen, Percy war einmal Schullehrer." George sah mich mit seinem typischen Grinsen an und meinte: "Das habe ich mir gedacht – er spielt wie einer!"
Tatsächlich hat er damit Recht, obwohl es mir nicht bewusste ist, dass mein Spiel so sorgfältig und bedacht erscheint. Die Wahrheit ist, dass ich kein natürlicher Golfer bin, obwohl ich in Jersey das Spiel bereits im Kindesalter gelernt und Harry Vardon als mein Idol ansah. Bei mir gibt es nichts Instinktives im Golf. Alles, was ich je im Golf erreicht habe, musste ich mühsam lernen. Vielleicht war diese Vorbereitung auf meine zukünftige Arbeit als Lehrer nicht schlecht, da ich zunächst mich selbst unterrichten musste.
Als Kind war ich nur ein "Plodder" (Anm.: verhaltener Spieler), aber ich blieb hartnäckig dran. Bevor ich meine erste professionelle Stelle annahm, war ich ein guter Amateur mit einem Handicap von drei und hielt den Amateur-Rekord von Le Moye mit 78 Schlägen. Ich habe dort vor einigen Jahren in einem Vierball-Match ungefähr 64 Schläge gespielt - fast einen Schlag pro Loch besser, nach fünfundzwanzig Jahren harter Arbeit und Studium.
Aber wahrscheinlich war die Konstanz und die Fähigkeit, mein Bestes geben zu können, wenn ich mein bestes Spiel brauchte, der wertvollere Gewinn. Denken Sie nicht, dass diese Konstanz und Kontrolle einem Profi "natürlich" zufallen. Ganz im Gegenteil. Mein erster Schlag als Profi im Meyrick Park, Bournemouth, war ein Top! Während meiner Zeit im Bournemouth Club habe ich kaum einen wirklich sauberen Abschlag von diesem Tee getroffen. Die Tatsache, dass mein Lebensunterhalt von meinem Golf abhing, machte einen Schlag, den ich als Amateur leicht gefunden hätte, zu einer beinahe unüberwindlichen Schwierigkeit. Bitte denken Sie daran, dass ich, wenn ich von Nerven beim Golfspiel spreche, aus praktischer Erfahrung spreche.
Es war der Einfluss meines Vaters, der mich dazu brachte, mir einen einfachen Schwung beizubringen, als ich begann, mich ernsthaft mit Golf zu beschäftigen. Denn mein Vater betonte immer, dass Einfachheit das größte aller Geschenke und das lobenswerteste aller Ziele sei. Um dies zu veranschaulichen, nahm er mich einmal mit nach London, um Gerald du Maurier spielen zu sehen. Wie unglaublich einfach er das Spiel aussehen ließ! Man konnte nicht erahnen, welche jahrelange Arbeit in den Aufbau dieser herausragenden Technik geflossen sein musste. Bitte denken Sie daran, wenn Sie die mühelose Geschicklichkeit bestaunen, mit der ein Spitzenprofi abschlägt!
So kam es, dass ich vornehmlich einen einfachen Schwung und später eine einfache Methode finden wollte, um anderen diesen Schwung beizubringen. Die Entdeckung oder besser gesagt die Entwicklung des Schwungs selbst war nicht so schwierig, aber erst kürzlich habe ich gelernt, wie ich ihn unterrichten kann.
Ich gebe offen zu, dass das Unterrichten nicht so einfach ist, wie ich es gerne hätte. In den letzten zwanzig Jahren habe ich zwanzigmal versucht, dieses Buch zu schreiben. Ich zögerte, es zu schreiben, solange ich nur die Theorie eines zufriedenstellenden Schwungs vermitteln konnte. Aber jetzt, angespornt zu meinem einundzwanzigsten Versuch, weiß ich, dass ich weitermachen werde, bis das Buch fertig ist. Warum? Weil ich diesmal das Gefühl habe, einen soliden Beitrag zum Unterrichten und Lernen des Golfsports zu leisten. Es handelt sich um einen Aspekt, der gleichermaßen von Autoren, Lehrern und Spielern übersehen wurde - aber dessen grundlegende Bedeutung ich ohne jeden Zweifel nachweisen kann.
Daher finden Sie in diesem Buch nicht nur die Früchte meines Wissens, meiner Erfahrungen und meiner Theorien zum Spiel, sondern auch meine Darstellung des Zusammenhangs zwischen dem Körperlichen und dem Psychischen im Golf. Dieser Zusammenhang bildet die Grundlage für jegliche Art von Kontrolle - sowohl für einzelne Schläge als auch für das Spiel als Ganzem.
Bis ich die Bedeutung dieses Zusammenhangs herausgefunden und erkannt hatte, wie man ihn nutzen kann, schien alles, was ich schrieb, unzureichend zu sein. An vielen Stellen schien es, als ob es ausreichen würde, mit den Schultern zu zucken und zu sagen: "Golf ist ein seltsames Spiel!" Aber als ich den Zusammenhang zwischen den mentalen und physischen Aspekten richtig erkannt hatte, füllten sich diese Lücken. Die praktischen Ergebnisse beim Unterricht waren erstaunlich.